THE FLATLINERS
Aus der Not die beste Tugend.
Drei lange Jahre nach der vorläufigen Bergspitze Calvacade erscheint das vierte Studioalbum der kanadischen Nomaden The Flatliners, mit dem sie in 13-Akten pausenlos Ausrufezeichen für die internationale Punkrock-Gemeinde setzen, ohne dass die Luft dünn werden könnte. Dead Language spricht eine eindeutige Sprache zwischen kantigem Punkrock-Ethos und Melodie-Versprechen. Das (un)konstante Leben on-the- road stiftet kein lethargisches Burnout, sondern entfacht ein Pulverfass voller Kreativität. Wenn man jede Minute seines Leben auf der Straße verbringt, kein verdienter Penny still zu stehen scheint und aus der Not eine Tugend wird, genau dann kann ein Album wie „Dead Language“ entstehen. Eine Dekade geprägt von Flugtickets, Vanreperaturen, Hangovers und Fast Food. Konzerte, in jedem ranzigen Kellerloch, in jeder überdimensionalen Konzerthalle, in jedem Land, das sie über die Türschwelle bat.
Nach dem bis dato erfolgreichsten Album Calvacade (2010) ist Dead Language die goldrichtige Antwort auf die eigens gestellt Frage, wie es nun weitergehen soll. Es ist der brutale, ungehobelte Sound vierer Leute innerhalb eines geschlossenen, energiegefluteten Raumes. Es erhält seine Stärke nicht durch unzählige Gitarrenracks, sondern durch die Liebe zum Detail. Das Songwriting ist ein feingeschliffener Diamant, der in der Sonne funkelt. Einerseits gibt es ihnen die Freiheit zum Punkt zu kommen („Young Professionals“), andererseits aufbäumende, crescendoartige Songs („Ashes Away“) zu schreiben. Die endgültige Abkehr von den Off-Beat-Einflüssen reißt keineswegs ein Loch in den Sound, sondern macht Dead Language zum schlüssigsten und kompaktesten Album der Bandhistorie. Wenige Atemzüge und distinktive Töne von Sänger Chris Cresswell genügen, um wahrzunehmen, dass der Stimmgeber nie druckvoller geklungen hat. Die Kanadier wachsen von Album zu Album weiter über sich hinaus. Zeit also den nächsten monumentalen Strich am Türrahmen zu ziehen.
Bevor man sich vom gewachsenen Sound des Headliners überzeugen darf, werden Astpai den Abend energiegeladen eröffnen. Die rastlosen Wiener veröffentlichten im Mai 2012 ihr mittlerweile viertes und bislang stärkstes Album Efforts And Means. Die Österreicher teilten sich schon mit Größen wie Anti-Flag, Flogging Molly und Leftöver Crack die Bühne und werden im Cassiopeia ihren originalgetreuen Auf-die-Schnauze- Punkrock zelebrieren.